Anfang 2020 wurden Jörg Hackmann und Harald Henning zu neuen Direktoren bei PSI Metals ernannt. In einem Interview beantworten die beiden zusammen mit Thomas Quinet, Geschäftsführer seit 2017, wie ihre Strategie aussieht und auch welche Träume sie dabei für PSI Metals haben.

Jörg, Sie haben die Geschäftsführerfunktion bei PSI Metals in Deutschland übernommen. Was sind Ihre Ziele?

Über die Jahre habe ich den Wandel von PSI Metals zu einem produktorientierten Unternehmen in mehreren Managementpositionen begleitet. Mit dem Generationswechsel unterstreichen wir nun die Bedeutung unserer Produktstrategie. Dies geht einher mit einem starken Fokus auf den Ausbau unserer Kapazitäten in der Business- und Anwendungsberatung. Unser Ziel ist es, das Unternehmen zu werden, in dem die weltweit besten Berater im Produktionsmanagement für die Metallindustrie arbeiten wollen.

Welche Veränderungen stehen uns in Bezug auf Produkt und Methodik bevor?

Grundsätzlich glaube ich, dass der Funktionsumfang von PSImetals so bleiben wird, wie er heute ist. Wir sind der einzige Anbieter im Metallbereich, der die vollständige Abdeckung der End-to-End-Prozesse für SCM, MES und Logistik anbietet. Dieser stabile Leistungsumfang hat es uns in den letzten Jahren ermöglicht, unsere Funktionalität sehr stark auf unseren Nischenmarkt zu spezialisieren.

Dies ist definitiv ein USP und wir glauben, dass unsere Kunden dies sehr schätzen!

Also bleibt alles beim Alten?

Nicht wirklich - zwei "Aber" gibt es. Das erste betrifft die Plattform und die Technologie, auf der unser Produkt basiert. Obwohl unsere Metallkunden im Allgemeinen eine konservative Haltung gegenüber IT-Technologie pflegen, gibt es eine wachsende Nachfrage nach Cloud-basierten Lösungen, unterbrechungsfreien Upgrades und flexiblem Support für alle Arten von Endgeräten.

Die zweite Änderung hängt mit der veränderten Denkweise unserer Kunden in Bezug auf die Digitalisierung zusammen. Bislang laufen die meisten Digitalisierungs-Projekte eher auf der Ebene von Pilotprojekten und lokalen Einzelanwendungen. Je reifer und erprobter Technologien wie maschinelles Lernen und KI in unserer Branche werden, desto mehr erwarten unsere Kunden diese Funktionen als integrierten Bestandteil von PSImetals. Diese Anforderung ist derzeit der dynamischste Bereich, der unsere Produktentwicklung stark vorantreibt.

 

Wie wollen Sie die geänderten Anforderungen angehen?

Wir haben im vergangenen Jahr damit begonnen, unsere neue Service-Plattform einzuführen, die vollständig auf dem PSI Java Framework (PJF) basiert. Diese Technologie wird unseren Kunden viele Highlights und Vorteile bringen. Dazu gehört eine servicebasierte Architektur mit modernster Geschäftsprozess- und Workflow-Modellierung auf der Grundlage des neuen PSIbus. Darüber hinaus werden wir unabhängig von Oracle und können zukünftig alle relevanten Datenbanktechnologien unterstützen. Ein besonderes Highlight der Plattform ist die so genannte "WORA"-Technologie (Write-Once-Run-Anywhere), die es unseren Kunden ermöglicht, Dialoge nur einmal zu modellieren und in allen möglichen Laufzeitumgebungen einzusetzen, sei es ein Smartphone oder eine klassische Desktop-Workstation.

Thomas Quinet, Jörg Hackmann and Harald Henning

Was die zweite Anforderung betrifft - die neue Plattform unterstützt alle gängigen KI-Frameworks, die es uns ermöglichen, zusätzliche Dienste z. B. für die Qualitätsvorhersage und die Erkennung von Fehlermustern, anzubieten. Neben dem rein technologischen Aspekt der Integration von KI-Frameworks hat PSI inzwischen auch eine Expertengruppe etabliert, die in der Anwendung von KI in den verschiedenen Branchensegmenten hoch qualifiziert ist.

 

Wie wird die Migration von der derzeitigen PSImetals 5-Technologie auf die neue Plattform erfolgen?

Es ist kein Termin, auf den unsere Kunden warten müssen - es handelt sich vielmehr um einen reibungslosen Übergang über einen definierten Zeitraum. Wir haben bereits im letzten Jahr damit begonnen, erste Funktionalität unserer Planungskomponenten „herauszulösen“ und auf die neue Plattform zu migrieren. Der neue Service für das Angebots- und Bedarfsmanagement wird z.B. Teil unseres nächsten PSImetals 5.20 Release sein. Neue Services arbeiten stets in enger Koexistenz mit den übrigen Funktionen der heutigen Plattform. Dadurch ermöglichen wir unseren Kunden, unsere Migrationsstrategie schrittweise, ohne größere Unterbrechungen und entsprechend ihrer angestrebten Geschwindigkeit zu verfolgen.

Welche Rolle spielt die Digitalisierung bei PSI Metals selbst?

Die Digitalisierung spielt nicht nur im Leben unserer Kunden, sondern auch bei uns eine große Rolle. Wenn wir unseren derzeitigen Liefer- und Bereitstellungsprozess betrachten, ist dies definitiv ein Bereich, in dem wir eine Menge weiter digitalisieren können, um mehr Automatisierung und Effizienz zu erreichen. Deshalb bereiten wir uns auf das neue Zeitalter des B2B-Internets vor und investieren zunehmend in eine automatisierte Multi-Cloud-Kollaborationsplattform. So werden unsere Kunden zum Beispiel bald in der Lage sein, unsere PSImetals Virtual Factory per Mausklick zu kaufen und in einer frei wählbaren Cloud-Plattform zu installieren!

 

Nur unter uns, was ist die nächste große Sache, die 2020 auf uns zukommt?

Ich schätze, dass wir alle stark von der gegenwärtigen Corona-Krise betroffen sind. Aber schließlich führt jede Krise auch zu einer Art Auswahlprozess. Je knapper das Geld wird, desto mehr werden sich unsere Kunden auf Technologien und Produkte konzentrieren, die einen schnellen ROI bringen. Ich glaube, dass wir insbesondere mit unserer neuen Service-Plattform und unserer umfassenden Geschäftsexpertise im Metallbereich sehr gut vorbereitet sind, um die richtigen Themen anzusprechen und unseren Kunden durch diese herausfordernde Zeit zu helfen.

Harald, neben Ihrer neuen Rolle als Direktor des Strategieausschusses sind Sie auch für die Durchführung und Lieferung von Projekten verantwortlich. Was sind Ihre Ziele?

Unsere Projekte werden immer komplexer und auch die Funktionalität nimmt zu. Um dem gerecht zu werden, müssen wir unsere Projektabwicklung verbessern. Dank unserer erfolgreichen Produktstrategie haben wir unseren Kunden immer umfassendere Lösungen verkauft. Diese versprechen eine Systemharmonisierung über alle MES- und APS-Prozesse hinweg und das global über weltweit verteilte Werke. Solche großen und komplexen Projekte gewinnbringend und zur vollsten Zufriedenheit des Kunden durchzuführen, wurde für uns in den letzten Jahren schwieriger. Wir müssen daher das Projektmanagement noch besser organisieren, passende Werkzeuge zur Projektdurchführung einsetzen und ein gutes Wissensmanagement etablieren.

Was kann konkret verbessert werden?

Wir haben großartige Experten, gute Erfahrungen und umfangreiches Fachwissen, die wir meiner Meinung nach besser verwalten müssen. Deshalb werden wir daran arbeiten, unsere Ressourcen effektiver einzusetzen, die Projektteams während des gesamten Projekts zu unterstützen und unser Wissensmanagement zu verbessern.

Ziel ist es, bei der Durchführung unserer Projekte konsequenter, effizienter und sicherer zu werden.


Wie wird sich die Projektdurchführung intern verändern?

Als erste Initiative fügen wir zwei verpflichtende Schritte in unsere Projektmethodik ein. Diese dienen dazu, das Projektteam zu unterstützen und die notwendige Anleitung und Validierung des Projektentwurfs zu gewährleisten. Die erste Neuerung erfolgt in einer Orientierungssitzung vor der Fit/Gap-Spezifikation: hier machen der Experten das Projektteam mit den neuesten Merkmalen und Aspekten zu einer spezifischen Funktionalität vertraut. Im Anschluss an die Fit/Gap-Spezifikation fügen wir einen Architektur-Design-Workshop hinzu. So stellen wir sicher, dass das Projektteam ein Implementierungsdesign plant und befolgt, welches die gesamte vom Kunden benötigte und von unserem Produkt bereitgestellte Geschäftsprozessfunktionalität berücksichtigt.

 

Wie wird der Kunde die Änderungen wahrnehmen?

Unsere Kunden haben sehr hohe Erwartungen an unsere Fähigkeit Projekt durchzuführen, wenn sie uns beauftragen. Ich glaube, dass wir den Projektteams mit diesen Änderungen helfen werden, diese Erwartungen zu erfüllen.

 

Sie sind seit 2011 Präsident von PSI Metals North America Inc. Wie hat sich unser Geschäft in Nordamerika im Laufe der Jahre verändert und was erwartet uns in der Zukunft?

Thomas Quinet, Jörg Hackmann and Harald Henning

Als wir das Unternehmen 2011 gründeten, sind wir zunächst mit drei Mitarbeitern gestartet und haben schnell vier weitere eingestellt. Wir hatten genau zwei aktive Kunden und unser Bekanntheitsgrad auf dem nordamerikanischen Markt beschränkte sich auf einige wenige Unternehmen mit überwiegend europäischen Wurzeln. Heute haben wir 21 Mitarbeiter, 20 aktive Projekte mit 11 Kunden und sind weithin als Marktführer in unserem Bereich anerkannt. PSI Metals wächst in Nordamerika weiterhin schnell, mit neuen Großprojekten und einer äußerst ermutigenden Vertriebspipeline. Wir haben unser Büro verlegt, um auf eine Verdoppelung unseres Personalbestands in den nächsten Jahren vorbereitet zu sein, und suchen nun offensiv nach neuen Talenten.


Sie haben 1988 bei PSI angefangen und erneut im Jahr 2008. Was macht PSI zu einem Unternehmen, zu dem man gerne zurückkehrt?

PSI war mein erster Arbeitgeber nach dem Studium, und ich war begeistert, ein Unternehmen zu finden, das sich so sehr für seine Mitarbeiter einsetzt. Trotz Meinungsverschiedenheiten und Auseinandersetzungen, oder vielleicht gerade wegen der Offenheit, mit diesen umzugehen, hatte ich immer das Gefühl, dass wir alle an einem Strang ziehen, um Probleme zu überwinden, und dass wir uns am Ende aufeinander verlassen können. In den Jahren, in denen ich von der PSI weg war, habe ich festgestellt, dass dies eine seltene Unternehmenskultur ist, die es zu schätzen gilt.  

Was ist Ihre Botschaft an die bestehenden und zukünftigen Kunden von PSI?

Die Durchführung komplexer Projekte war von Anfang an das Brot- und Buttergeschäft der PSI. Die Herausforderungen in einer Welt der Digitalisierung, Vernetzung und neuer Funktionen auf Basis künstlicher Intelligenz wachsen zunehmend. Daher verbessert PSI kontinuierlich ihre Softwarebasis für Produktionsmanagement-Infrastrukturen. Gleichzeitig erweitern wir die Fähigkeiten, Konfigurierbarkeit und Funktionalität unserer Software, um unseren Kunden nur die besten Lösungen anbieten zu können.

Thomas, Sie sind jetzt seit fast drei Jahren Geschäftsführer von PSI Metals - wie hat sich das Unternehmen in dieser Zeit verändert?

Die letzten drei Jahre waren aufregend für das Unternehmen und natürlich auch für mich. Während wir unsere Marktposition und unser Geschäft weiter ausgebaut haben, haben wir das Unternehmen kontinuierlich umgestaltet.

Wir konnten beobachten, wie das Unternehmen bei der Lieferung von zuverlässigen Produkten gereift ist. Auf der Grundlage des PSI Java-Frameworks haben wir 2019 unsere neue PSImetals Service Plattform auf den Markt gebracht. Dadurch können unsere Kunden von modernen Technologien und neuen Funktionen innerhalb von PSImetals profitieren und gleichzeitig bewährte Funktionalitäten nutzen, die historisch in unsere Software hineingewachsen sind. Dies ist nicht nur ein großer Paradigmenwechsel für das Unternehmen und sondern auch das Ergebnis einer unglaublichen Leistung.

Was hat das neue Management von PSI Metals für die Zukunft des Unternehmens in petto?

Wir befinden uns derzeit in einer guten Ausgangslage: wir sind ein solides Unternehmen, wir haben eine gute Marktpräsenz, wir sind weltweit tätig und wir verfügen über großes Fachwissen im Unternehmen. Trotz dieser Erfolge gibt es noch Luft nach oben. Jörg, Harald und ich wollen uns besonders auf das weitere Wachstum von PSI Metals in den nächsten Jahren konzentrieren.

Um dieses Wachstum voranzutreiben, möchten wir auch den Geist des Unternehmens verändern, um noch unternehmerischer zu werden und den Mehrwert, den wir unseren Kunden bieten, zu erweitern.

 

Wie wollen Sie das Wachstum vorantreiben?

PSI Metals ist ein globales Unternehmen, und wir müssen unsere Entwicklungen in den verschiedenen Regionen der Welt ausgleichen. Die Marktsituation variiert in verschiedenen geographischen Gebieten. In einigen Regionen, wie Russland oder Asien, müssen wir uns darauf konzentrieren, neue Marktanteile zu gewinnen. Da, wo wir bereits eine gute Marktpräsenz aufweisen, müssen wir unsere Beratungskompetenz ausbauen und verbessern. So wollen wir unseren Kunden nicht nur durch unsere Software, sondern auch durch unser branchenspezifisches Know-how einen Mehrwert bieten. 

All dies erfordert natürlich Unternehmergeist und die Fähigkeit, sich an das gegebene Umfeld anzupassen. Wir vertrauen unseren Führungskräften und Mitarbeitern, dass sie an diesen Unternehmergeist teilen und nach Wachstum in ihren lokalen Märkten streben.

 

Wenn Träume wahr werden könnten, welchen Traum hätten Sie dann für PSI?

Jörg Hackmann, Harald Henning & Thomas Quinet

Wir haben viele Träume! Wir sind ein globales Unternehmen mit starken Menschen – deshalb träumen wir davon, dass PSI Metals der Ort wird, den unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter „Zuhause“ nennen. Wir wollen, dass sie stolz darauf sind, in einem Unternehmen zu arbeiten, welches sich um Nachhaltigkeit, Gleichberechtigung der Geschlechter, Unternehmenskultur usw. kümmert. Wir wollen einfach das beste Unternehmen werden, für das man arbeiten kann! Wir träumen auch davon, dass unser Produkt PSImetals zu einer intelligenten Plattform wird, die die beste Technologie für unsere Kunden nutzt und es uns ermöglicht, uns schnell an neue Produktionsumgebungen anzupassen. Und vieles mehr!  

Inwieweit wird sich zukünftig die Unternehmensstrategie ändern, um diese Träume wahr werden zu lassen?

An unserer Strategie wird sich mit der neuen Führung nicht viel ändern - Jörg, Harald und ich verfeinern sie lediglich und fügen einige Details hinzu. Auch unsere Vision bleibt die gleiche: Es geht um unsere Mitarbeiter und Produkte. Wir sind uns sicher, dass wir durch die Zusammenarbeit mit großartigen Menschen, die ein ausgezeichnetes Softwareprodukt im Dienste des Kunden entwickeln und einsetzen, ein Unternehmen schaffen, das wir alle, wie bereits erwähnt, „Zuhause“ nennen können!


Neben Ihrer fortgesetzten Verantwortung für Finanzen und Human Resources liegt Ihr Schwerpunkt auf Vertrieb und Kundenservice. Was reizt Sie daran?  

Es ist meine erste Liebe! Als ich meine Karriere bei PSI Metals im Jahr 2001 begann, war ich zu-nächst in einer Führungsposition im Vertrieb tätig, die ich schon seit vielen Jahren ausübte, bevor ich die Chance hatte, zu anderen Aspekten des Unternehmens beizutragen. 

Ich habe es in den letzten Jahren geschätzt, am Wachstum des Unternehmens teilzuhaben, insbesondere die Leitung der Produktentwicklung und die Unterstützung unserer Strategie in dieser Hinsicht. Aber ich freue mich auch darauf, zu meiner ersten Liebe zurückzukehren: dem Aufbau einer Partnerschaft und eines Netzwerks mit unseren Kunden. Wenn ich unseren Kunden helfen kann, ihre Geschäftsprozesse effizienter zu gestalten, wäre das die beste Belohnung!